Beispiel Singapur: bezahlbarer Wohnraum aus staatlicher Hand

Auf Einladung des Botschafters von Singapur bin ich mit drei jungen Kollegen und einer Kollegin aus der SPD-Bundestagsfraktion drei Tage in der internationalen Metropole zu Gast gewesen. Unter dem Motto „Von einander lernen“ führten wir eine Reihe von Gesprächen mit Ministern, Politikern und Spitzen der Verwaltung, um die Lösungen Singapurs für die Herausforderungen der Zukunft in Bildung, demografischer Wandel, Wohnungsbau und Digitalisierung kennenzulernen und unsererseits unsere deutschen Ansätze vorzustellen.

Sehr beeindruckt hat mich unsere zweite Station beim Housing & Development Board. Das ist in Singapur die Behörde, die für den öffentlichen Wohnungsbau zuständig ist. Bemerkenswert dabei: Trotz der Tatsache, dass die Stadt eine Drehscheibe des internationalen Finanzkapitals ist, sind derzeit ungefähr 82 Prozent ihrer Einwohner in staatlichen Wohnungen untergebracht. Seit der Staatsgründung 1960 leitet die Behörde die Geschicke in Sachen Wohneigentum und wandelte dabei unter anderem die schrecklichen Slums der 60er Jahre in staatlich geförderte Unterkünfte um. 

90% der Wohnungen in Singapur werden heutzutage über das HDB an ausschließlich einheimische Familien und Singles verkauft. Die Preise gehen etwa bei 200.000 Singapur-Dollar (ein Dollar entspricht hier 0,64 Euro) für 50 Quadratmeterlos.Finanzieren können die Bürger ihr Wohneigentum über Rentenfonds, also über ihre und als Altersvorsorge.  

So sorgt die Regierung für bezahlbaren Wohnraum in einer der wirtschaftlich entwickeltsten Großstädte und garantiert, dass das soziale Thema Nummer 1 keinen Brennpunkt-, sondern sozialen Vorbildcharakter bekommt. Das HDB achtet nämlich strikt darauf, dass sich keine ethnischen Schwerpunkte bilden – eine Herausforderungen in einer multikulturellen Stadt, in der Menschen aus China, Indien, Malaysia und Indonesien gezwungen sind, auf engstem Raum zusammenzuleben. Daher gibt es einen strengen ethnischen Schlüssel für die Wohnungsvergabe, der genau festlegt, wer die nächste freie Wohnung kaufen darf – er gilt sogar, wenn eine Wohnung privat wiederverkauft wird. So wird ein ausgewogenes Gleichgewicht in jedem der immerhin rund 1.000 Wohnungen großen Wohnblocks sichergestellt.

Natürlich sind Singapur und die Bundesrepublik Deutschland nicht wirklich miteinander vergleichbar. Doch das Beispiel der Stadt zeigt, dass staatlicher Wohnungsbau mit Weitblick Sozialpolitik macht, die Spannungen abbaut. Aufgemerkt also, Herr Seehofer. Schließlich sind Sie Innen-, Heimat- und Bauminister, genau Ihr Aufgabengebiet also.