Andrea hat dies verinnerlicht und ihr Charakter passt perfekt zur momentanen Situation. Sie ist kompetent, eine Politik-Allrounderin und erfahren im Tagesgeschäft. Als Ministerin für Arbeit und Soziales hat sie geliefert: Mindestlohn und Mütterrente sind nur zwei Schlagworte für ihre erfolgreiche und akribische Arbeit in der letzten Legislaturperiode. Sie hat geschickt den Koalitionsvertrag verhandelt. Sie liebt die Auseinandersetzung und streitet dabei konstruktiv und mit offenem, respektvollem Ohr auch für die Gegenseite. Sie kann mit Rückschlägen umgehen, hat oft kämpfen müssen in ihrem Leben und hat dabei zwei Grundprinzipien gezeigt: Nie aufgeben – und im Zweifel alles für die SPD!!
Den Unkenrufen nach „nur“ 66,35 Prozent der Stimmen für unsere neue Vorsitzende auf dem Parteitag, der Erneuerung fehle schon jetzt der Schwung, möchte ich zwei Dinge entgegenhalten: Als vor einigen Wochen die Grünen Annalena Baerbock mit fast demselben Ergebnis zur Vorsitzenden gewählt haben, würde sie als Sinnbild des Neustarts des grünen Aufbruchs gefeiert. Bei ihr spielten Prozentdiskussionen keine Rolle — völlig zu Recht, wie ich finde. Wir sollten Menschen an ihrem Handeln messen, auch Politiker. Lassen wir Andrea erst einmal mit der Arbeit beginnen. Die Frage, wie wir Sozialdemokraten den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts begegnen – der Digitalisierung, dem Klimawandel, dem Kampf gegen Altersarmut und zu hohe Mieten, der Umstrukturierung des Arbeitsmarktes, dem erhöhten Pflegebedarf – ist keine, die leicht zu lösen ist. Oder die gar von einer Prozentzahl für eine neue Vorsitzende abhängig ist.
Das letzte Mal, als ein Vorsitzender mit einem ähnlichen Ergebnis und auch einem Gegenkandidaten gewählt wurde, folgte ein Prozess. An seinem Ende hatten wir Antworten, die uns zur stärksten Partei gemacht haben. Mit diesem Geist sollten wir die nächsten Wochen und Monate angehen und Antworten geben – und für diesen Prozess ist Andrea Nahles genau die richtige Parteichefin.